Hupes Welt 73 - 21. April 2006

   

Sonnenaufgang um 7 pm

Wenn um sieben Uhr abends die Sonne noch einmal aufgeht, muss das ein besonderer Tag sein. Der 21. April. Der erste vollständig biergartentaugliche Tag des Jahres 2006. Eifrige Journalistenschüler verlegen die Online-Recherche gegen Abend dank WLAN auf das beschienene Fensterbrett. Die Sonne duckt sich um sieben Uhr aber schon hinter das Haus der anderen Straßenseite. Der Hausschatten steigt vom Schoß Richtung Gesicht. Da passiert es: Weil sie nicht senkrecht nach unten, sondern auch leicht nach rechts zur Seite (mein Fenster zeigt nach – öhm – Nieohneseifewaschen – Süden) sinkt – und das Gegenüberhaus ein Schrägdach hat, kommt die Sonne doch noch einmal raus. Denn da Hausdach vom Giebel steiler abfällt als Sonne gen Westen sinkt, wird es gleich wieder warm von Fuß bis Kopf. Nach dieser hochwissenschaftlich komplizierten plastischen Erklärung ist Sonne aber (sieben Uhr dreißig) dann doch komplett weg. Kalt! Jetzt wäre die Sitzheizung aus unserem neuen Wohnzimmer in Gladbach Recht.
Ach, das neue Wohnzimmer! Nicht nur die Hämorrhoidenzucht erinnert an Fußballstandards - riesige Kabinen, Stadionsprecher mit Unterhaltungswert („Justus - Scharovsky – schön dass Sie Zeit hatten“), ein eigener Stadionsong und Werbung an allen Ecken und Blöcken. Und auch das Hotel hat an uns gedacht, mit Einzelzimmern. Genau die richtigen Voraussetzungen also, um Indern, Argentiniern und Spaniern ein paar Ostereier in ihren Toren zu verstecken. Montags waren sogar zwei Osterhasen auf der Tribüne. Mädels ganz in braunem Fellkostüm – gar nicht weit von Flokkes neuem Stammplatz. Das ist der Punkt im Stadion, an dem man gleichzeitig fast optimal auf das Spielfeld sehen kann und den kürzesten Weg zur Stadionbar hat.
Dort steht der Kunz; ganz Motivationskünstler winkt er am Montag vor unserem Aufwärmprogramm von seinem Platz zu den Spielern runter– in der Linken ein Weißbier, in der rechten ne Zigarette. Und aussehen tut er jetzt wie Gorbatschow. Alles Haar wird licht, alles? Ein kleiner Kranz über der Stirn wagt es dem Ausfall Widerstand zu leisten. Und die Liv, seine Tochter, wurde gleich einer schweren Prüfung unterzogen: Mit dem Papa in die deutsche Umkleide nach dem Spiel. Nackte Männer und Dudzidudzi-Belästigungen von allen Seiten. Nach zehn Minuten hatte sie sich eingelebt und tönte wild rum, am Ende war sie ganz fasziniert vom Bild des duschenden Hupe. Kann ich verstehen Sonnenaufgang


  Foto: Herbert Bohlscheid (info@sortfoto.tv)

Ist die Welt überhaupt zu retten?


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