Hupes Welt 65 - 11. August 2005

   

Google Earth sieht alles, auch Arschbolzen

der UHC bei Google-Earth
Unsere Reise geht von 48° 08´02 N, 11° 35´39 E nach 53° 38´ 06 N, 10° 03´ 11 E.
Google Earth machts meglich. Noch am Sonntag auf 48° 08´02 N, 11° 35´39 E ging es auch um Sport, auch ein internationales Turnier. Neben der Johanniskirche in Haidhausen, München. Fünf gegen fünf auf dem Bolzplatz, bis zehn, wer verliert: Arschbolzen. Gebannt beobachten meine Begleitung und ich das Spiel, das von Technik und wüsten Flüchen bestimmt ist. Zehn Jugendliche – ausnahmslos in Jeans und Geltubenfrisur – kommentieren fast akzentfrei ihr Spiel. In einer Mannschaft spielt ein kleiner Atuba mit, auf den großen kommen wir später noch zu sprechen. Er entscheidet das Spiel alleine. Die Verlierermannschaft stellt sich frustriert mit dem Rücken zum Spielfeld in ihr Tor, sie sind wohl traurig. Doch dann stellen sich auch die Gewinner auf und nach einander legt sich je ein Gewinnerspieler den Ball auf den Fünfmeterpunkt und: Bolzt auf die sich ihm präsentierenden Ärsche. Arschbolzen eben. Fünf Schüsse, wüste Flüche, schmerzverzerrtes Jeansreiben, Unbeteiligte beschimpfen („He Du, ich steck dir gleich deine Kamera in den A-Hintern“) und dann versteht der Beobachter. Der Wortführer der Verlierermannschaft schlägt vor: „OK, Revanche. Wieder um Arschbolzen.“ Schreiberling (Ich) freut sich, beim Lehrgang gleich eine tolle Geschichte parat zu haben. Ankunft in Hamburg, Mittagessen. Tibor ist absolut unbeeindruckt und klärt mich gleich über die regionalen Feinheiten des Arschbolzens in Berlin auf. Wichtig sei es, beim Bolzen auf Eisentore nicht direkt auf Ärsche zu zielen sondern möglichst über die gekrümmten Spieler drüber zu schießen. Denn dann springe der Ball eventuell beim Zurückprallen dem Verlierer ins Gesicht oder noch besser. Gut. Noch am Montag spielten wir gegen die Aussies – ohne Arschbolzen. Trotzdem gewonnen. Dienstag. HSV – Valencia. „HSV – forever and ever“ verklingt, als wir nach stromverarmter S-Bahnfahrt exakt zum Anpfiff in den blauen Schalen Platz nahmen. Vorbei an den Anti-Bayern-Schals, im multichoralem „Schalalalalalalala“ und freudig aufgeregten Bierdunst. Kurz vor dem Tribünen-Einkehrschwung noch einmal pinkeln. Die Viererkette steht im Nu. Dieter gefällt sie und photographiert. Er stellt sich als fünfter in die Reihe und wundert sich: „Ich sehe die anderen gar nicht.“ Steuerberater. Im Stadion. Sitzen. Till fragt schnell noch: „Hamburg ist rot?“ Und los. Spiel geht so: Erste Chance für Hamburg (stümperhaft vergeben, Hausnummer: Crone im gegnerischen Kreis), Alles steht, Ball vorbei, Stadionzeitung bearbeitet Schalensitz in wütender Auf- und Abbewegung und mit rotem Kopf. Wann immer der linke Hamburger Außenverteidiger mit der Nummer drei – besagter Atuba – den Ball bekommt, verpasst er seinem Gegenspieler einen Kompass und wird beklatscht. Wann immer sich der Ball dem Tor des Psychopathen-Keepers (siehe CL-Sieg der Bayern anno ja) von Valencia auf weniger als 25 Meter nähert, stehen alle auf. Aber, nur weil es drei ganz Begeisterte vor Torgeilheit auf der untersten Sitzreihe nicht aushalten, entsteht eine laolante Aufstehwelle in vertikaler Richtung. Es ist nicht das ganze Stadion begeistert, es will nur das ganze Stadion auch etwas sehen. Halbzeit. Die phantastischen Vier spielen „Mit freundlichen Grüßen“ und die Hockeymannschaft mit dem Senf der Stadionwurst. Zweite Halbzeit. Tor für den HaEsVau und zehn Minuten später die beste Szene des Spiels: Ecke Valencia, Torwart klärt und wird dabei behindert. D.h. der Ball springt einem Valenzesen im Rückraum vor den Fuß und er muss ihn dem HSV-Torwart zurückspielen. Nun also die Transferleistung des Spaniers, die sich exakt in der Lesegeschwindigkeit des folgenden Satzes vollzog: Aha, der Ball liegt bei mir, bisher haben wir auf Zeit gespielt, oh – wir liegen ja jetzt zurück, ich muss den Ball zurückpassen, weil jetzt die anderen auf Zeit spielen. Lesen dauert fünf Sekunden, solange brauchte Einstein, um den Ball (am Ende doch relativ hektisch und hart) zurückzupassen. Spiel ist vorbei. Schnell heim. Alle verlassen fluchtartig das Stadion. Auf dem Rückweg nun kein Schalala mehr sondern ein Rauschen von „Das 1:0 ist kein gutes Ergebnis“, „Der Barbarez ist so doof“, „Jetzt wird’s schwer“, „Den letzten hätt ich gemacht“, ... . Und unbemerkt kommen im entleerten Stadion die Spieler beider Teams wieder auf das Feld. Etwas ängstlich stellen sich die Valenzesen in ihr Tor – mit dem Rücken zum Spielfeld – und Atuba läuft an... P.S.: Ich bin nicht schlapp. Shootingstars Schweini und Poldi HAESVAUUU


  Foto: Herbert Bohlscheid (info@sortfoto.tv)

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