Hupes Welt 32 - 12. September 2003

Grund

Habe ich länger nichts geschrieben? Ja es ist wahr. Warum? Weil mir meine kleine Verletzung die Laune verdorben hat. Sorry, aber meine sämtlichen Musen wurden in die linke Wade abgezogen und mußten die hart arbeitenden Enzymen und anderen Makromolekülen mit kleinen Ständchen bei Laune halten.
Jetzt - die kleinen Arbeiter und die Bäderabteilung haben hervorragend gearbeitet - sind meine Musen auch wieder für mich da. Sie schreiben von den Geschehnissen der letzten Woche. Es ging in der Deutsch-Deutschen Damen- und Herren-Beziehung um das an sämtliche Gehirnzellen eine Herausforderung darstellende Uno-Kartenspiel, um anspruchsvolle deutsche Sätze, erwähnenswerte Zitate und Aktionen.
Am ersten spielfreien Tag nach dem letzten Gruppenspiel gegen Rußland ging es ja in den Schwulenvorort von Barcelona, Sitges. Familie Witthaus stellte ihr Ferienhaus als Basislager zur Verfügung, so daß wir von dort zu den Orten der geistigen Entspannung losziehen konnten. Die jüngere Generation (Generation kommt in diesem Fall von Generator) beschäftigte sich mit den bespielbaren Lokalitäten für das 5 gegen 2 Fußballspiel, angefangen im Garten, zum Strand, zum Schwulenstrand, im Wasser, ... Abends - zurück im Basislager - wurde das abschließende Ballhochhaltenmimkopf-Spiel von Shneezens sorgendem Kommentar überschattet: Zells und Weser köpfen schon minutenlang, dann Shneez: „Paßt auf, ihr müßt noch Abitur machen!“ Darauf Weser: „Hab ich schon, hehe!“
Ein schöner Tag am Meer war es also. Und auch von hier (ich hab nämlich vorerst vergessen die Dankescaps den Wittmännern zu überreichen, was ich aber noch nachholen werde) deshalb noch ein herzliches Vergeltsgott.
Was passiert sonst so, wenn kein Hockey gespielt wird? Nachdem durch die Presse ein völlig falsches Bild von ausnahmslos faul im Hotel rumliegenden deutschen Spitzenathleten gezeichnet wurde, werde ich alle Welt nun aufklären müssen (Shneez: „Nachdem steht mit Plusquamperfekt und wegen immer mit Genitiv.“). Man unterhält sich beispielsweise mit unseren Damen auf folgendem Niveau: „Ich kriege nicht gerne einen rein, aber privat schon mal ganz gerne.“ (Zwehlo, Torhüterin), „Trinne!“ (Anneke, Stürmerin, für „Drin!“ (der Ball)), „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt - wer nicht vögelt kriegt kein Kind.“ (Caro Casaretto), „Der Kormoran fährt nen Opel Karavan.“ (aus dem Zusammenhang). Die Herren steuern dazu bei: „Mana mana, dü dü düdüdü, mana mana dü düdü dü...“ (Muppetshow-sound), in Donald Duck-Aussprache während dem Essen jedem Kellner schräg von hinten laut und überraschend vorgetragen, ... Nach Ausbruch des Lagerkollers (bei mir mit dem Umdrehen des Haustürschlüssels vor zwei Wochen) sind wenig beängstigende Dinge passiert. Vorfälle wie: einen Teller voll mit Nudeln gedankenverloren schräg halten und damit den Aufhalt des Tellers auf dem Boden plazieren (Weser) oder dasselbe mit Salat (moi) oder sich wie ein Schnitzel über einen zugegeben selten vorhandenen Erdbeerjoghurt freuen (Shneez)
Schnitzelfreude, die:
Das ist mir auf den ersten Blick nicht ganz eingängig, ich phantasiere mal drauflos: Ein Schnitzel ist ja nicht immer ein Schnitzel gewesen (die evolutionäre Theorie zuerst). Ursprünglich zum Schwein gehörig, freut sich das Schnitzel nach seiner Entstehung diebisch über seine physische, psychische und finanzielle neu erworbene Unhabhängigkeit. Außerdem erfüllt es das Schnitzel mit weiterer Freude, daß sich für ihn der Schweinefleischhimmel öffnet, denn nur die guten Schweineteile werden zu Wiener Schnitzeln (die Wahrscheinlichkeit, daß ein Schweinestück in den Himmel kommt, erhöht sich in großem Maßstab, wenn das angehende Schnitzel zu Lebzeiten einmal nach Wien gepilgert ist und dreimal um das Burgtheater rumgerobbt ist)...
an dieser Stelle phantasiere ich nicht weiter, sonst finde ich nicht in die Realität zurück. Die Realität sieht so aus: Shneez hat sich von 13:43 Uhr bis jetzt 17:30 Uhr nicht einmal bewegt.

Ist die Welt überhaupt zu retten?

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