Freitag, den 6. Juni 2003


A + P


Trotz harter Trainingsbelastung ist das Spiel A-Kader gegen P-Team an jedem Abend der tägliche Kulminationspunkt. Die Etablierten hängen sich voll rein, eine Frage der Ehre (ob das beim Fußball wohl auch so wäre, wenn man die gewöhnlichen Trulla-Spiele von Rudis Millionarios betrachtet, wenn es gegen die wie üblich drittklassigen Gegner um nichts geht?). Und Uli Forstners junge Wilde, bisher bei jeder Maßnahme neu zusammengesetzt, hängen sich voll rein und kämpfen um ihre Chance. Die Grenzen sind fließend, am gestrigen Abend war Tobi Hentschel wieder im A-Team.
Gespielt wird nach an einigen Stellen veränderten Regeln. So gibt es bei jeder Ecke wie beim Basketball zwei Versuche (um Ecken doppelt so viel unter Spielbelastungen zu üben). Die hohen Spielergebnisse erklären sich auch dadurch. Besonders das A-Team war gestern in der ersten Halbzeit gut drauf. 7 Ecken, fünf Tore. Auch bei der Torwertung Sonderregeln. Sie zählen nur, wenn sie durch einen erfolgreichen 7m bestätigt werden. So wurde Michael Green gestern um eine Eintragung in die Torjägerliste gebracht. Selten genug kommt es bei ihm vor. Als er gestern frei vorm Tor mit einem schönen Direktschuss der argentinischen Art übers Tor zog, musste er sich prompt den Spott des Head-Coach anhören. "Da bleibt es doch bei deinen drei Toren". Die magere und oft für Flachs sorgende Torquote, die Mike in bisher 266 Länderspielen "angehäuft" hat. Aber dann traf Dr. Green in der 32. Spielminute doch. Und welche Tragik, 7m-Bestätiger Bechmann scheiterte an Torhüter Uli Bubolz.
Eine weitere Besonderheit, um wichtige Standardsituationen unter Spielrealität zu üben. Alle Freischläge am Kreis dürfen ebenfalls zweimal ausgeführt werden. Und es gibt vor jedem Spiel ein 7m-Schießen, um auch diese Fertigkeit spielnah zu üben. Gestern siegte das A-Team mit 4:3. Die Spielzeit hier jeweils 2 x 30 min. Nun wissen Sie, wie hier gespielt wird.

Ein besonderes war das Spiel gestern sicherlich für Alex Sahmel. Nach fünfjähriger Abwesenheit aus der Nationalmannschaft, nach einer wahren Odyssee durch Krankenhäuser und Orthopädie-Praxen, nachdem er dem Leistungssport schon ade gesagt hatte, stieß er gestern wieder zum Kreis der Nationalmannschaft. Sie haben seinen Leidensweg vielleicht in der DHZ oder der FAZ verfolgen können (wenn nicht, es wird sicherlich auch hier einmal Gelegenheit sein), mit ungeheurer Energie hat sich Alex trotz aller Probleme, ärztlicher Fehlleistungen, der Aussichtslosigkeit, jemals wieder Leistungssport treiben zu können (und der besonderen Feinfühligkeit von Ärzten, einem mit Haut und Haaren dem Hockey verfallenen Super-Techniker dieses in jungen Jahren schonungslos vor den Kopf zu knallen) wieder herangearbeitet. Der ehemalige Mülheimer studiert inzwischen in Hamburg Medizin. Nachdem er nur noch Jugendtrainer war, holte Jo Mahn den 22-Jährigen vor zwei Jahren wieder zu dem "Der Club an der Alster". Erst zweite Mannschaft, nur so zum Spaß. Und nun ist er wieder voll dabei. Von allen gerühmt seine Fähigkeit, Schlenzer über den ganzen Platz setzen zu können. Oder auch ins Tor, so wie gestern beim 2:8 seines P-Teams. In dem war auch, frisch von der Bahn, Tim Witthaus dabei, Wittis kleiner (in Wirklichkeit größerer oder besser längerer Bruder).

A propos Bahn: ein Team-Manager muss bekanntlich vieles können (und nichts richtig). Hier in Leipzig sind vor allem Taxidienste Bahnhof - Sportschule gefragt, um die Kosten gering zu halten. Am eindrucksvollen Leipziger Hauptbahnhof dabei jedes Mal dasselbe Bild. Massen von schwarzgekleideten jungen Menschen. Wie alljährlich zu Pfingsten, "Wave-gothic Treffen". 18000 - 20000 Grufties werden hier erwartet, zu vielen Veranstaltungen, die sich über die Stadt und die Pfingsttage verteilen. Alle dem Fest gemäß in ihrem schönsten schwarzen outfit, die Männer vornehmlich in Lack, die Mädchen mit viel Spitze. Und sehr viel weißer Schminke. Trotz der zu vermutenden Freude auf ein tolles Wochenende unter Gleichgesinnten nur Weltschmerz in den Gesichtern. Kein einziges Lächeln. Aber auch kein bisschen Emotion, alles ganz still, sehr getragen.
Heute wieder Intensiv-Training. So eben, es ist 5.3o Uhr, ist Sprint-Trainer Benno Eicker eingetroffen, der die ganze Nacht durch gefahren ist, weil seine Leicht-Athleten in Osnabrück Prüfungswettkämpfe für die DM hatten. Und dann hat er noch eben einen seiner Athleten nach Jena gefahren, eine Stunde Stau auf der Autobahn. Auch LA-Trainer zeichnete die übliche Verrücktheit der Spitzensport-Besessenen aus. Heute Nachmittag hat Bernhard Peters gleichwohl 90 min. Freizeit eingeräumt, wir wollen Fußball schauen (wie man hört steht eine "schpeschell situäschen" an, 11 players from scotland vs. 11 players from germany. Berti hat nachzählen lassen). Und heute Abend dann wieder attraktiv und preiswert - Hockey A vs. P.

PS und was machen Bernds Ölgeschäfte. Er war gestern den ganzen Tag nur zwischen den Toren, seinen Torleuten Clemens, Schüti, Uli und Max zu finden. "Wann hast du denn deine Ölgeschäfte gemacht, gestern?" mein Frage heute morgen am Frühstückstisch. "Ich hatte zu viel um die Ohren. Ich muß ganz ausgeruht sein. Man darf keine Fehler machen, sonst ist man aus dem Geschäft." Das gilt wohl für Torleute wie für Ölmagnaten.

HockeyHerzlichst
Dieter Schuermann

 

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Teammanager Dieter Schuermann über Ge- und Misslungenes, über Berufliches und Privates, über Sportliches und Außersportliches.


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