Samstag, den 18.01.2003


Kantabrische An-Sichten


Da ich inzwischen auch zum Videomann avanciert bin (sozusagen ein Wiedersich für Arme) habe ich von den beiden Spielen wenig gesehen. So viel war aber auch noch nicht zu sehen. Wenig Glanz im deutschen Spiel, das nur ab und an mit schnellen Ballkombinationen glänzte. Die herausgespielten Chancen wurden dann aber massenhaft vergeben. Und die beiden Torhüter unserer osteuropäischen Gegner spielten sich in große Form. Morgen wird, das haben sich alle heute Abend noch einmal versichert, wird alles besser. Die Konkurrenz ist dabei nicht so stark. Die Spanier sind wie alle anderen Teams mit einer Vielzahl von A-Nationalspielern hier (Mannschaftsführer Escarré), alle anderen Teams sicherlich mit ihren besten Spielern. Die Holländer dagegen bis auf den 2.Torhüter der A-Mannschaft nur mit dem B-Kader. Man merkt allen an, dass sie nicht über die Hallenroutine wie unsere Junx verfügen, die einfach das Spiel vielmehr lesen. Das merkt man auch in den taktischen Besprechungen mit Bernhard Peters und Stephan Decher, wo sich vor allem Christoph Eimer immer wieder mit guten taktischen Anregungen einbringt. Aber auch alle anderen diskutieren intensiv mit, wenn es gilt, das richtige Deckungssystem, die Laufwege, die Spielpositionen zu entwickeln.
Da ich vom Spiel nicht viel gesehen habe, ist Gelegenheit, ein wenig vom Drumherum zu erzählen. Obwohl auch da nicht so viel zu sehen ist. Nur wenige Zuschauer verloren sich in der Sporthalle, die ziemlich außerhalb der wunderschönen Hafen- und Strandstadt in einem Neubauviertel liegt. Eigentlich sollte die EM in einer sehr futuristisch anmutenden neuen Arena, dem Sportpalast von Santander stattfinden. Der sollte im April 2002 fertig sein, ist es aber bis heute nicht. Ein Bauwerk wie das Evoluon in Eindhoven, nur völlig Aluminiumverkleidet. Wie ein Raumschiff, das soeben auf der Erde gelandet ist. Aber auch heute waren die Handwerker an der Arbeit, um es irgendwann seiner Vollendung zuzuführen. Die 8000-Zuschauer-Arena wäre für die höchstens 80 Zuschauer heute aber auch ein wenig überdimensioniert. Vielleicht wird es am Wochenende besser, dann soll auch das Fernsehen kommen. Das auch Bilder für Sportschau und Tagesschau produzieren wird. Schalten Sie mal ein. Vergeblich werden Sie allerdings auf einen EM-Ticker warten. Internet ist in Kantabrien, so heißt dieser Teil des Baskenlandes hier, zumindest im Hockey ungebräuchlich, keine EM-Homepage, kein Ticker. Alles ein wenig spärlich. Die Frage, warum Europameisterschaften in solche Regionen ohne erkennbares Hockeyinteresse vergeben werden? Schade, dass die Junx einmal mehr nicht die angemessene Würdigung finden. Hoffen wir auf Leipzig. Und Ihre Unterstützung dort.
In Ordnung sind die sportliche Bedingungen. Der Boden ist gut bespielbar, die sportlichen Voraussetzungen stimmen. Allenfalls die Schiedsrichterei ist ein wenig kleinlich und bremst permanent flüssiges Spiel. Sein 100. offizielles Länderspiel machte heute Witti, der sich derzeit in einer blendenden Form befindet und der beste unserer Stürmer ist. Eigentlich schon sein 105. Spiel, aber der DHB will, warum auch immer, die Leipziger Polen.-Spiele nicht mitzählen (was ist ein Länderspiel? Wenn eine Hymne gespielt wird? Wenn alle Spielregeln beachtet werden? Mitnichten, scheinbar). Aber nun sind es wirklich 100. Trotzdem muß Witti immer noch wie ein Youngster die Bälle schleppen (und nicht vergessen), er ist nach wie vor der Jüngste.
Bemerkenswert heute auch das shoot-out von Steffen Erlewein im ersten Spiel gegen die Tschechen. Er verriet mir noch einen Tipp. Ich hatte ihn ungerechterweise bezichtigt, in Leipzig ein Hotelhandtuch als "Lappen" mit ins Tor genommen zu haben. "Keine Rede, das war mein eigenes Handtuch. Beim unmöglichen Möbelhaus aus Skandinavien erworben. Wenn man dort die Füße abreibt, bleiben schön viel Fusseln hängen." Für den Torhüter ideal, für die Saugfähigkeit weniger. Doch mal ein Produkt aus dem Elchhaus, das auf Anhieb zu gebrauchen ist.
Morgen früh um 10 Uhr geht es weiter. Schaun mer ma, was ich über das Display des Video-Recorders hinweg zu sehen bekomme.

HockeyHerzlichst
Dieter Schuermann

 

«« zurück ««


Teammanager Dieter Schuermann über Ge- und Misslungenes, über Berufliches und Privates, über Sportliches und Außersportliches.


InTEAMes -
» Hindernisse
» Kantabrische AnSichten » Finale


2024 © VVIwww.HockeyPlatz.deImpressum