Hupes Welt 77 - 10. Juli 2006

   

Halte deinen Schusskreis sauber!!

Vor einer Woche:
Staubsaugen gehört nicht zu seinen Stärken. Wie ein kleines n sieht er dabei aus – ein Bein des kleinen n sind seine Füße, das andere Bein seine Hände – tief gebeugt und ins Saugen vertieft, das kleine n. Eigentlich ein ziemlich großes n, denn es, also er, der Herr Peters, misst ja knapp zwei Meter. Mit perfekter Ineffizienz arbeitet es, also er, Wer? Na er!, Ach es! sich zentimeterweise über den Rasen. Mit dem Rasen stimmt nämlich etwas nicht. Der Rasen ist voller Schnipsel, Reste der Krefelder Meisterschaftsfeier. Die müssen weg. Aber so ein großes kleines n ist nicht dafür geschaffen die Reste wegzusaugen. Man kann das sehen. An einer Stelle des kleinen n´s links oben, an dem herausstehenden Zacken, da wird das kleine n langsam rot. Aber das kleine Herr Peters-n ist sich für nichts zu schade – selbst wenn es den Kunstrasen saugen muss. Filigrane Spielweise = saubere Spielwiese. Also macht er weiter ein n. Endlich. Bis der Herr Brosius kommt.

Alle anderen machen nun das, was Herr Brosius sagt, der Mann für die Physis. Und der Herr Brosius sagt viel. Er würde wahrscheinlich mit dem Sagen gar nicht aufhören, wenn nicht irgendwann – meist etwa 15 Minuten nach Trainingsbeginn – der Herr Peters noch viel mehr sagen würde als der Herr Brosius. Und da der Herr Peters das Viele auch noch laut sagt, gibt Herr Brosius nach. Er sagt dann nichts mehr. Obwohl er immer so guckt, als ob er noch so viel zu sagen hätte, wenn er nur dürfte. Aber er darf nicht, weil ja jetzt das kleine n dran ist, das jetzt zu einem großen I geworden ist. Nur die rote Stelle erinnert noch an das kleine n. Die rote Stelle spricht dann zu den Spielern. Über das Training.

Zu diesem Zeitpunkt hat Herr Plesse – der Mann für die Physiotherapie – schon längst seine Strandbar geöffnet. Hinter der Theke des Jugde-Tischs, direkt neben dem Platz, reihen sich Getränkeflaschen, fein säuberlich nach Nummern sortiert.
Herr Plesse muss auf den Rasen rennen, wenn jemand verletzt ist. Das passiert aber selten. Die meiste Zeit verbringt er deshalb damit, leere Trinkflaschen wieder aufzufüllen. Er sagt nicht so viel wie Herr Brosius und erst recht nicht so viel wie Herr Peters. Aber mehr als Herr Althoff.

Herr Althoff spricht zwar wenig, dafür leise. Und kompliziert. Er ist der Co-Trainer. Oft erklärt er neue Übungen. Kurz und leise. Und das große, rote I sagt danach dasselbe noch einmal, aber laut und lang.

Manchmal sagt auch einer der Spieler etwas. Das ist dann noch kürzer als das, was der Herr Althoff sagt. Meist so etwas wie: „Hab ich nicht verstanden.“, „Bin ich jetzt bei blau oder bei rot?“, oder „Und wohin sollen die Bälle?“ Oder so. Fast immer ist es nur ein Satz. Denn dann sagt gleich wieder der Herr Peters was. Laut und lang. Er ist dann noch etwas röter an der einen Stelle. Danach sagt keiner mehr etwas. Alle bringen jetzt die Bälle an die Stelle, an die Herr Peters sie haben will.

Dann geht die Übung los. Die Spieler laufen herum. Das große I steht in der Mitte des Platzes und guckt ihnen zu. Nicht lange. Denn dann sagt die rote Stelle wieder etwas, jetzt wirklich laut. Die Stelle ist ganz rot geworden. Der Herr Althoff sagt gar nichts mehr. Wenn die rote Stelle nichts mehr sagt, fangen die Spieler wieder an zu laufen. Und sie sagen jetzt auch etwas, während sie laufen – extrem kurze Sachen: „Los Männer!“, „Konzentriert jetzt!“ und so. Bis die Übung zu Ende ist.
Alle Spieler haben jetzt so rote Stellen.
Sie gehen zur Strandbar und trinken.
Herr Plesse kann danach endlich die Flaschen wieder auffüllen.
Herr Brosius will immer noch etwas sagen, aber mit so roten Stellen können die Spieler ganz schlecht zuhören. Nur der Herr Schürmann, der Manager, hört ihm zu. Denn er hat während des Trainings sowieso gar nichts zu tun.
Und die rote Stelle des großen I ist jetzt gar nicht mehr so rot.

Wetten, dass es morgen wieder genauso ist?


Also ich glaube ja, dass es da ein Gesetz der roten Stellen gibt:
Es muss auf dem grünen Rasen immer eine bestimmte Menge roter Stellen vorhanden sein. Entweder sind die Spieler alle ein bisschen rot und der Herr Peters nicht. Oder die komplette Röte ist beim Herrn Peters und bei den Spielern gar keine.


  Foto: Herbert Bohlscheid (info@sortfoto.tv)

Ist die Welt überhaupt zu retten?


Emil an Hupe
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